HOME     GESCHICHTE     RESSOURCEN     CREDITS
Einleitung in die Filmmusikgeschichte     1   2

Amerikanische Filmindustrie versus Europäischer Avantgarde-Film >
Emigrationswellen >

„Hollywood's Golden Age” >

UFA versus STUDIO SYSTEM / Kunst versus Industrie >

Amerikanische Filmindustrie versus Europäischer Avantgarde-Film

In der Frühgeschichte des Films wurde die europäische Filmindustrie stärker als die amerikanische entwickelt und viele wichtige Formen des Films entstanden in dieser Zeit in Europa. Der erste Weltkrieg behinderte aber die aussichtsreiche Weiterentwicklung und der amerikanische Film übertraf bald den europäischen. Der Eintritt des amerikanischen Films verstärkte den Aufschwung des amerikanischen Studio-Systems und die Bildung des Filmparadieses in Hollywood. Damit begann die amerikanische Filmwelt schließlich konkurrenzlos zu werden. Die ersten europäischen Filmschöpfer suchten ihr Glück in Amerika bei den größeren Filmgesellschaften. Der wirkliche Boom trat aber erst mit dem Tonfilm auf. Das Studiosystem wurde etabliert und während der 20er Jahre wurde es stärker und mächtiger, und die amerikanische Filmindustrie befand sich in ihrer wichtigsten Phase innerhalb der Geschichte des amerikanischen Films. Die Mehrheit der erfolgreichen europäischen Filmemacher emigrierten früher oder später nach Amerika, bzw. direkt nach Hollywood.

Emigrationswellen

Man kann mehrere Emigrationswellen unterscheiden. Als erste Welle kann man die Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs bezeichnen. In dieser Zeit ließen sich die ersten europäischen Künstler in Amerika nieder. Diese Künstler konnten von Anfang an den Aufschwung des US-Films mitgestalten. Sogar die wichtigsten Studios wurden bis auf wenige Ausnahmen von europäischen Immigranten, vor allem aus Mittel- und Osteuropa, gegründet. Die Künstler, die sich schon in der Zeit des Stummfilms einen Namen gemacht haben, hatten die besten Ausgangspunkte innerhalb des Studio-Systems.

Die zweite Welle datiert um den Beginn des Tonfilms. Die großen Studios suchten neue Talente in der ganzen Welt und luden die erfolgreichsten Filmemacher nach Amerika ein. Weil die Hollywood-Filmindustrie erstaunliche Bedingungen für die Filmschöpfer bot, siedelten sich auch viele weitere Künstler in den Vereinigten Staaten an, wo sie hervorragende Bedingungen hatten, die sie kaum in Europa vorfinden konnten, und versuchten sich in der Filmwelt durchzusetzen. In dieser Zeit begann die Goldene Ära Hollywoods.

Die letzte Welle hatte einen ganz anderen Anlass, als die beiden vorigen. Viele Schauspieler und Filmschaffende mussten vor den Nazis und dem erstarkten Antisemitismus aus Europa, vor allem aus deutschsprachigen und von Hitler besetzten Ländern fliehen. Die Mehrheit der Künstler, die in der dritten Welle emigrierten, hatten jüdische Wurzeln. Viele von ihnen waren erfolgreich in ihre Heimat, aber unter den neuen Lebens- und Arbeitsbedingungen setzten sie sich nur schwer durch. Wegen der hohen Zahl an Emigranten in den Vereinigten Staaten stieg auch die Konkurrenz und auch für bereits bekannte Künstler war es viel schwieriger, sich eine gute Position zu erwerben und sich einen Namen in der amerikanischen kulturellen Öffentlichkeit zu machen. Während der Welle der von Nazismus verfolgten Emigranten kamen ca. 1500 deutschsprachige Filmemacher nach Hollywood. Neben der starken Konkurrenz verschlimmerten sich die Bedingungen der Emigranten noch durch die oft unfreundliche Aufnahme der Amerikaner. Trotzdem bot Hollywood vielen die Möglichkeit im Kunstbereich tätig zu sein.
„Hollywood's Golden Age”

Unter der Goldenen Ära Hollywoods versteht man die 30er und 40er Jahre, als die größten Hollywood-Studios ihre besten Zeiten erlebten. Der Aufschwung begann schon in den 20er Jahren, als die Mehrheit der amerikanischen Filmindustrie auf die Westküste konzentriert war und der Begriff „Hollywood“ als das Mekka des Films sich zu etablieren begann. Da an der Westküste das Wetter sehr stabil und das Gelände sehr abwechslungsreich waren, fanden hier die Filmemacher hervorragende Bedingungen, die alle Möglichkeiten eröffneten. Die Regisseure konnten auf unterschiedliche Sets von subtropischen Meeren bis hohen Gebirgen, von trockenen Wüsten bis grünen Wiesen zurückgreifen. Die Bosse auf der Wall Street bemerkten rasch die Möglichkeiten des Films und seine Propagandastärke und entschieden sich, den Aufstieg Hollywoods mächtig zu unterstützen.

Die Produktion in Hollywood stieg jedes Jahr schnell an und die europäische Filmindustrie, die sich im Gegenteil zu Hollywood mehr auf die künstlerische Seite als auf Quantität und Massen spezialisierte, verlor bald an Konkurrenzfähigkeit zu den amerikanischen Riesenproduktionen. Die Studios engagierten die besten und bekanntesten amerikanischen Filmschöpfer und lockten die europäischen Filmstars aus Europa weg. So wurde die amerikanische Filmindustrie zu Lasten der europäischen ungewöhnlich stark und konkurrenzlos.

Hollywood bot den Künstlern zwar ein vielfältiges Hinterland, aber auch sehr harte Bedingungen. Die Künstler waren mit den Studios durch einen Vertrag gebunden. Bevor sie sich einen guten Namen machten, mussten sie oft in nicht besonders guten Positionen arbeiten, konnten nicht eigene Projekte realisieren und ihr Talent und ihre Fähigkeiten entfalten. Oft arbeiteten sie in den Studios unter Zeitstress und Druck der Produzenten, die die Mächtigsten der Studios waren. Alles Schaffen wurde dem Kommerzinteresse untergeordnet. Die Künstler, die sich nicht den strengen Regelungen der Hollywood-Filmwelt unterstellten, zogen sich oft aus der Filmindustrie zurück. Aber die, welche in diese Welt eindrangen, erlebten oft eine Starkarriere.

UFA versus STUDIO SYSTEM / Kunst versus Industrie

Den größten Unterschied zwischen deutschsprachigem, respektive europäischem und amerikanischem Film kann man in dem Experimentniveau, der Kunstqualität und dem Zielpublikum sehen. Während die amerikanischen Produktionen hauptsächlich dem Kommerzinteresse entsprachen, wurde die europäische Produktion von avantgardistischen Stilen stark beeinflusst.

Eine der europäischen Mekkas der Kunst war in dieser Zeit Berlin. Wenn jemand etwas in der deutschsprachigen kulturellen Welt bedeuten wollte, so ging er nach Berlin. Die deutsche Filmindustrie war daher international berühmt und die Produktionsgesellschaft UFA bot in den 20er Jahren sehr gute Bedingungen. Der deutsche Expressionismus gehörte zu den besten avantgardistischen Film-Stilrichtungen und die Regisseure sowie Schauspieler waren dadurch sehr bekannt geworden. Der deutsche Film zählte zu den innovativsten Filmindustrien auf der Welt.

Viele wurden dank ihres Erfolges nach Hollywood eingeladen, aber wegen der Orientierung der Hollywood-Produktionen auf Massenzuseher fanden sie meistens nicht das künstlerische Umfeld ihrer Wahl. Nur wenige ließen sich schließlich nieder, oft führten sie nur Gastproduktionen aus, oder blieben nur während des Krieges. Sie fanden nicht jene künstlerische Sprache, die das amerikanische Publikum verlangte.

Die künstlerische Qualität des deutschen Stummfilms war sehr hoch, sodass der Tonfilm einen markanten qualitativen Rückschritt bedeutete. Der Tonfilm musste wie der Stummfilm zuvor zu seiner eigenen künstlerischen Gestalt finden. Die großen Filmschaffenden der Stummfilmära konnten qualitativ an ihre vorigen Erfolge anknüpfen, aber alle Hoffnungen auf einen bedeutenden deutschsprachigen Tonfilm zerbrachen aufgrund der nazionalsozialistische Diktatur. Die abwechslungsreichen Produktionen der Zeit davor waren auf einige wenige vom Regime geförderte Genres wie Unterhaltungs- oder Propagandafilme beschränkt. Die deutsche Filmindustrie verzeichnete eine große Anzahl an Künstlern, welche in die USA flüchten mussten.